Empirische Forschung und Methodenentwicklung

Mit der in Deutschland erstmaligen Entdeckung, der in die Altsteinzeit datierenden Felskunststätte von Gondershausen, wurde die Diskussion über die Existenz paläolithischer Felskunst und damit die Methodik der Altersbestimmung späteiszeitlicher Felskunst in Deutschland neu belebt. Diese forschungsgeschichtlich relevante Fragestellung kann jedoch allgemein auf die in Deutschland kaum vertretende vor- und frühgeschichtliche Felskunst übertragen werden.

Projekt 1

Relative Datierung und Nachweis der Authentizität – Chronologische Erfassung von Felsbildern und ihren Alterungserscheinungen

Eine besondere Herausforderung stellt das grundsätzliche Problem dar, dass Gravuren im Schiefergestein nicht durch naturwissenschaftliche Methoden datiert werden können. Infolge der Datierung der Gondershausener Felskunst in das Paläolithikum mit der (in der Fachwelt anerkannten) Methode der Stilistischen Analyse, erhielt die methodologische Fragestellung nach der Authentizität eine elementare Bedeutung, um eine Nachahmungstat oder Fälschung ausschließen zu können. Im Rahmen des Gondershausener Forschungsprojektes konnte eine Methode entwickelt werden, mit der die Echtheit von Felsbildern nachgewiesen werden kann. Auf Basis von empirisch gewonnenen Daten, bestehend aus datierten Felsbildern, können Gravuren an Hand von Kriterien der Alterung relativzeitlich bestimmt werden. Durch eine stetig wachsende systematische Dokumentation und Auswertung von Felsbildstätten – über alle Epochen hinweg, können subjektiv erfahrene Merkmale von Alterungserscheinungen geordnet, bewertet und in allgemeingültige Datierungskriterien überführt werden. Auf diese Weise kann eine katalogartige Chronologie von datierten Verwitterungsgraden erstellt werden, die zukünftig ausgebaut und weiter verfeinert werden soll, um Felsbilder sicher relativchronologisch datieren zu können.

Projekt 2

Prospektionsmethoden

Im Rahmen von umfangreichen Prospektionsarbeiten rund um die Erforschung der Felskunststätte von Gondershausen, gelang es durch die Entdeckung zahlreicher, zum Teil einzigartiger Felsbilder Argumente zu liefern, dass der heutige Mangel oder das Fehlen vor- und frühgeschichtlicher Felsbildstätten, darunter paläolithischer Höhlenkunst, in Deutschland sowohl forschungsgeschichtlich als auch methodologisch bedingt ist. Ziel ist es, Methoden und Kriterien einer systematischen Prospektion weiter zu entwickeln, um zukünftig die Wahrscheinlichkeit für die Entdeckung von kulturrelevanten Felskunststätten zu erhöhen. Durch Nachweise für vor- und frühgeschichtliche Felskunst in Deutschland sollen Forschungslücken geschlossen werden.

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