Die paläolithische Felskunststätte von Gondershausen
Die paläolithische Felskunststätte von Gondershausen
Die Felskunststätte von Gondershausen (Rhein-Hunsrück-Kreis) gilt in Mitteleuropa bislang als einzigartig. Auf einem Felsblock befindet sich ein Ensemble aus verschiedenen Tierdarstellungen, die in Flachrelieftechnik graviert wurden. Die Tierkomposition ist Ausdruck einer Gedankenwelt, deren stilistischen Merkmale ihre Parallelen in der paläolithischen Fels- und Höhlenkunst besitzen. Im Jahr 2011 erstellte Gutachten von international anerkannten Felskunstexperten und die Ergebnisse eines Forschungsprojektes des Vereins ARRATA, das in Zusammenarbeit mit der Fachbehörde (GDKE, Außenstelle Koblenz) zwischen 2010 und 2014 durchgeführt wurde, datieren das Felsbild in die Altsteinzeit. Es wurde der empirische Beweis erbracht, dass es sich bei der Felskunst um ein authentisches Kulturdenkmal handelt.
Nachdem im Rahmen einer Pressekonferenz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE, Rheinland-Pfalz) die Felskunststätte im Jahr 2014 als „Sensationsentdeckung in Deutschland“ der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde, erfolgte unter neuer Leitung der Fachbehörde ein abrupter Paradigmenwechsel. Der von der Behörde eingeleitete Prozess, das Kulturdenkmal zu schützen, wurde abgebrochen und die Durchführung von denkmalpflegerischen Maßnahmen durch die Kommune im Jahr 2016 verhindert. Ein im Spätsommer des Jahres 2014 neu initiiertes und bis 2016 terminiertes Forschungsvorhaben zwischen MONREPOS (RGZM Mainz, heute LEIZA: Leibniz-Zentrum für Archäologie, Mainz) und der GDKE (Koblenz) wurde bis heute nicht publiziert und es verdichten sich die Anzeichen, dass dieses Projekt nicht seriös zu Ende geführt wurde. Beabsichtigte Ausgrabungen und geomorphologische Untersuchungen wurde beispielsweise nicht durchgeführt. Im Jahr 2021 wurde im Rahmen einer deutschlandweiten Medienkampagne der Felskunststätte das altsteinzeitliche Alter und auch die denkmalpflegerische Relevanz abgesprochen. Dabei wurden Argumente angeführt, die an einer professionellen Arbeitsweise zweifeln lassen. Dem Kulturdenkmal ist ein nachhaltiger Imageschaden entstanden. Die Felskunst, die zwischenzeitlich beschädigt wurde, ist weiterhin ungeschützt.
Datierung
Die Datierung ist ein wesentlicher Teilaspekt einer wissenschaftlichen Untersuchung von Felskunst. Neben der Stilistischen Analyse können unter bestimmten Bedingungen naturwissenschaftlichen Methoden angewendet werden, um ein Felsbild einer bestimmten Kulturepoche zuzuordnen. Die Gondershausener Tierdarstellungen befinden sich auf Schiefer, ein Gestein, dass keine absolute naturwissenschaftliche Datierung ermöglicht. Die in Gondershausen angewendete Stilistische Analyse, die auf Vergleichen mit datierter Wandkunst basiert und unter anderem nach bildsprachlichen Konventionen sucht, die ausschließlich in der paläolithischen Kunst angewendet wurden, ist eine weltweit von Kunstexperten anerkannte Datierungsmethodik, die sich seit über 100 Jahren bewährt hat.
Ziele
Der Verein ARRATA hat es sich zum Ziel gesetzt, die Felskunststätte im Kontext europäischer und regionaler Felsbildarchäologie weiter zu erforschen und einen adäquaten Denkmalschutz für dieses in Mitteleuropa einzigartige Kulturdenkmal zu erreichen.
Literatur
- Zur paläolithischen Datierung der Felskunst von Gondershausen. Eine Stellungnahme zu der lancierten Medienkampagne von Juni 2021: Propaganda statt wissenschaftlicher Diskurs?!
- WELKER, W. 2015: Premier art pariétal paléolithique découvert en Allemagne (First Palaeolithic rock art in Germany). Lettre internationale d
informations sur l
art rupestre 71 (International Newsletter on rock art 71), 1-7. https://www.icomos.org/images/Doc_centre/PDF/INORA/Inora_71_2015_p._1-7_Welker.pdf - WELKER, W. 2021: The Gondershausen petroglyphs in the Hunsrück (Germany) – 7 years after the press conference! Coa Symposium. Novos olhares sobre a Arte Paleolítica, 272-288. https://www.museuarqueologicodocarmo.pt/publicacoes/outras_publicacoes/coa-symposium/art11_Coa_Symposium.pdf